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NO!art in BUCHENWALD
BORIS LURIE: GESCHRIEBIGTES / GEDICHTIGTES
Herausgegeben von Dietmar Kirves, Berlin, Volkhard Knigge, Weimar
und Eckhart Holzboog, Stuttgart
470 Seiten | 135 s/w Abb., 21,5 x 26,5 cm | Eckhart Holzboog Verlag, Stuttgart 2003
ISBN 3-9807794-0-8 | Mehr Infos zum Katalogbuch

NO!art in Buchenwald, Buch-VorderseiteZusammengestellt von Boris Lurie und Dietmar Kirves anlässlich der Ausstellung
Boris Lurie: Werke 1946-1998
in der Gedenkstätte Weimar-Buchenwald 1998/99. Mit allen ausgestellten Werken, Rezensionen, Kommentaren und mit Buchbeiträgen von seinen Freunden Enrico Baj, Paolo Baratella, Herb Brown, Ronaldo Brunet, Günter Brus, Erro, Klaus Fabricius, Charles Gatewood, Paul Georges, Jochen Gerz, Esther Morgenstern Gilman, Amikam Goldman, Leon Golub, Sam Goodman, Blalla W. Hallmann, Allan Kaprow, Yayoi Kusama, Konstantin K. Kuzminsky, Jean-Jacques Lebel, Martin Levitt, Suzanne Long, Clayton Patterson, Bernard Rancillac, Francis Salles, Naomi T. Salmon, Michelle Stuart, Aldo Tambellini, Klaus Theuerkauf, Seth Tobocman, Jean Toche, Toyo Tsuchiya, Wolf Vostell, Mathilda Wolf.
 

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AUS DEM VORWORT DES GEDENKSTÄTTENLEITERS VOLKHARD KNIGGE: Vom Dezember 1998 bis in das Frühjahr 1999 hinein hat die Gedenkstätte Buchenwald in ihrem Kunstmuseum eine Retrospektive der bildkünstlerischen Arbeiten Boris Luries gezeigt. Obwohl erste Arbeiten Luries bereits kurz nach Kriegsende entstanden sind, war dies seine erste umfassend angelegte Einzelausstellung in Deutschland. Der NO!art gewidmete Ausstellungen, in deren Rahmen auch Arbeiten von Lurie als einem Gründer dieser im New York der zweiten Hälfte der Fünfzigerjahre entstandenen Künstlerbewegung gezeigt wurden, hatte es zuvor zwei gegeben: 1973 in der Galerie René Block und 1995 in der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst Berlin. 1988 war in der Edition Hundertmark, Köln, eine als Künstlerbuch von Dietmar Kirves gestaltete Anthologie zur „NO!art“ erschienen, die von Boris Lurie und Seymour Krim herausgeben worden war.

Ich erinnere mich noch gut an die Mischung aus Entsetzen und Faszination, die mich beim Durchblättern dieses Buches, auf das mich kurz nach seinem Erscheinen Thomas Howeg in Zürich aufmerksam gemacht hatte, befiel. Ganz augenscheinlich gründeten insbesondere die Arbeiten Luries in der konkreten Erfahrung des zweiten Weltkriegs und der nationalsozialistischen Konzentrations- und Vernichtungslager. Ganz augenscheinlich schlugen diese Erfahrungen in den Arbeiten immer wieder durch. Und ganz augenscheinlich — und darin lag das Verstörende — setzte Lurie seine ganze Kraft dafür ein, diese Erfahrungen gleichsam im Rohzustand zu halten und wiederzugeben, d. h. ohne nachgetragene Sinngebungen und ohne den Eindruck zu erwecken, diese Erfahrungen ließen sich auch nur annähernd angemessen historisieren, was ja zugleich heißt, symbolisieren. Wer sich auf NO!art einlassen wollte, dem wurde abverlangt, sich mit dem Nationalsozialismus als einer zwar überwundenen aber unabgeschlossenen Geschichte auseinander zusetzen und sich mit einer Welt zu konfrontieren, in der Gewalt Gewalt, Zynismus Zynismus, Schmerz Schmerz, Schmutz Schmutz, Leid Leid und Lüge Lüge blieb. Sublimation gab es in dieser Welt ebensowenig wie eine Vorstellung von Liebe, die ungeachtet der Vermarktung der (Frauen-) Körper und des Begehrens noch denkbar wäre. Kunst war hier nicht Synonym für das Schöne, Gute und Wahre, sondern Ausdrucksform für das realexistierende Hässliche, Böse und Unaufrichtige, war Müll, war Zerstörung, war Selbstzerstörung mit den ihr eigenen Mitteln und darin zugleich — paradoxerweise — Selbstbehauptung. mehr

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