KNOCHENGELD
Loë Bsaffot präsentiert:
Künstler machen Geld, die Galerie als Bank, die Wechselstube
Galerie O2 | Oderberger Str. 2 | Berlin | 06.11. - 29.12.1993
Eröffnung am 6. November 1993 | Einführung von Christoph Tannert
Vorträge von Klaus Schmitt, Helmut Creutz, Dr. Hugo Godschalk und Bruno Jehle,
Matina Hämmerli (CH)
Film von Harun Farocki | Konzert "Knochen-Girl" | Bank-Installation "Dead Chickens"
BEITRAG:

VORDERSEITE, 150 Expl., 6,7 x 15 cm

RÜCKSEITE
BETEILIGTE KÜNSTLER:
Breeda C.C., Via Lewandowsky, G.P. Adam, Stephan Hachtmann, Igor Zaidel (GUS), Sarah Marrs (USA), Rita Hensen, Thomas Schliesser, Wolfgang Müller, Hans Peter Kuhn, Ronald Lippok, Carsten Nicolai, Helge Leiberg, Jenny Rosemeyer, Ina Wilczek, Holger Stark, Josefine Günschel, Niko Tenten, Gruppe M, A.R. Penck, Angela Lubic, Daniel Habegger, Volker Wilczek, W.A. Scheffler, Olaf Nicolai, Raabenstein, Klaus Staeck, Volker Ries, Henning Christiansen (DK), MK Kähne, Christine Schlegel, Andrea Pichl, Mike Zimmermann (USA), Klaus Killisch, Sabine Herrmann, Urs Jaeggi (CH), Dietmar Kirves, Dirk Lebahn, Siglinde Kallnbach, Klaus Theuerkauf, Jeanette Kipka, Strawalde, Nils Chlupka, Laura Kikauka (Kanada), Brad Hwang (USA), Gerd Sonntag, Ludwig Eben, Klaus Haller & Gloria Mészáros, Anne Jud, Bert Papenfuß, Uta Hünniger, Jürgen Schneider, Gamma Bak, Wolfgang Krause
PLOT:
Künstleraktion vom 10. November bis 29. Dezember 1993 in Berlin Prenzlauer Berg. Nach der Devise des "Tonnenphilosophen" Diogenes Geld aus Knochen, die stinken, keiner hortet, keinen reich und alle gleich macht, gestalteten 55 Grafiker Knochengeldscheine, um damit auch an Silvio Geslls rostende Banknoten und den damit verbundenen Währungsverfall zu erinnern. Die Scheine zu je 20 Knochen kamen umgangssprachlich aus dem alten DDR-Pfund-Begriff, wo 1 Pfund gleich 20 Mark entsprachen. Die Knochen waren nun aber im Verhälnis 1:1 DM wert und dienten in 21 bis zu 26 Kneipen und Läden in Prenzlauer Berg als Zahlungsmittel. Die befristete Parallelwährung mit Duldung Landezentralbank Berlin verlor pro Schein und Woche 5 Prozent, was einen Knochen entsprach an Wert, der durch Nachkauf eines Klebemarken- Kupons für 1 DM ausgeglichen werden konnte. Das Kunstgeld mit der Aufschrift "Ioe Bsaffot" stammte aus dem Rotwelsch und bedeutet etwa "falsche Papiere".Jeder Künstler hatte 150 seiner entworfenen Knochen-Exemplare per Hand kopiert, numeriert, signiert und gestempelt und sie dadurch gültig sowie per Musterbuch fälschungssicher gemacht . Je 50 verschiedene Scheine waren mit einer Bandrole gebündelt in der Galerie O-zwei in der Oderberger Strasse, die nun als "Dezentralbank" fungierte, im Gegenwert zu 1000 DM zu erwerben. Die Auflage betrug 100 000 DM bzw. 100 mal 1000 Knochen. Die Knochen verloren wöchentlich 1 DM an Nominalwert. Im Extremfall war ein 20 Knochenschein nach sieben Wochen nur noch 13 DM wert. Die Geschäfte und die Besitzer der Scheine mussten also rasch die Knochen in der Galerie umtauschen bzw. sie per Klebemarkenkauf wieder aufwerten. Während der Aktion lief ein künstlerisches Rahmenprogramm um die Knochen mit Vorträgen über die Freigeldidee gestern und heute. Die Aktion ähnelte mehr dem Kantinengeldmodell. Sie war weniger Freigeldexperimen, sondern eher ein medienreifes Kunstspektakel, deren Objekte im Februar 1994 per Auktion versteigert wurden und wo die eigentlich verfallenden Knochen wieder eine Wertsteigerung erfuhren. Den Erlös der Auktion von ca. 80 000 DM teilten sich die beteiligten Künstler untereinander auf. Im Laufe der Aktion kamen allerdings nur ein Viertel der aufgelegten Knochen in Umlauf. Der Rest schien von Sammlern gleich zu Hause gehortet zu werden, in der Hoffnung auf Wertsteigerung der Kunstobjekte.
weiterführend:

© https://kirves.no-art.info/de/!publikationen/1993_knochengeld.html
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