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WORTBILDER
Organ zur Sprachverständigung - Pflichtblatt der Altpapierbörse
EP-Verlag Schweinebraden | Niedenstein 1998 | ISBN 3-924540-23-3
Heftansicht +++ Plot +++ Leseprobe +++ Quellen 

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HEFTANSICHT:

Wortbilder, VorderseiteWortbilder, Rückseite
Heftvorderseite + -rückseite | 40 Seiten mit zahlreichen Abbildungen und Texten | 30 x 21 cm | geheftet

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PLOT

Die Medien überschütten uns täglich mit Informationen, in deren Dschungel wir nicht mehr die ausreichenden Pfade finden, um wirklich informiert zu sein. Die Suchmaschinen des Internets verbessern nur bedingt diese Situation. Die Zeitschrift WORTBILDER begreift sich als Vermittler zur Sprachverständigung. Durch Auswertung zahlreicher Quellen werden Hinweise auf besonders gelungene Informationen und ihre Formulierungen gegeben. Die Medien wollen viel in möglichst konzentrierter Form sagen, was intelligent klingt, jedoch nur diesen Anschein hat. Die WORTBILDER wollen den Zündmechanismus im Gehirn des Empfängers in Gang setzen. Es genügt das Lesen einiger Schlagworte, um auf die eigene freudige Reise zur Entdeckung weiterer journalistischer Wortungetüme zu gehen, die nur von Realitätslösungen ablenken. Die WORTBILDER erfordern eine starke Nackenmuskulatur des Lesers, weil er aus dem Kopfschütteln darüber nicht mehr herauskommt, zu welchen Wortschöpfungen Formulierungsjongleure fähig sind, wenn versucht wird, möglichst bildhaft Alles mit Nichts zu sagen.
In lockerer Folge werden die Seiten durch Bilder unterbrochen, die deutlich machen, dass sich Worte zu einer Sonderform von Kunst am Bau verdichten - solange sie nicht dem Gebrauch von VandalEx weichen mussten. — J.S.

Leben will ich wie ich willei love ju
hm ...befreit alle
Gift und Galle für Euch AlleArbeitsamt Einbahnstrasse
lieber im Stehen sterben als auf Knien lebenlieber lebendig als normalmehr Beton ins Müsli
Abbildungen im Heft

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LESEPROBE:

UMSCHLAGPLATZ: Die Wohnhäuser werden umstellt, die haustüren blockiert, die bewohner in die hinterhöfe getrieben. Nur wer einen ausweis hat und damit seine nützlichkeit nachweisen kann, wird von der zwangsweisen Umsiedlung verschont. Alle anderen müssen sich in reihen aufstellen und zum umschlagplatz marschieren. Währenddessen werden die wohnungen durchsucht. Wird ein versteckter gefunden, wird er sofort erschossen. —860101

KÜNSTLERTODSCHLAGDIENST: Um die preise für kunstwerke auf dem markt in die höhe zu treiben, beschäftigen die gewieften kunsthändler einen künstlertodschlagdienst. Denn nur ein toter künstler fördert den profit. Sein werk ist begrenzt. Er redet nicht mehr ins geschäft. Er macht keine geschäfte mehr nebenher. Er braucht keinen lebensunterhalt mehr. Der beste gewinn ist der handel mit toten künstlern. —860608

WELTPARK: Auf einem felsigen landzipfel am rande des erdballs ist eine forschungsstation aufgebaut und bemannt mit vier menschen zurückgelassen worden. Damit soll der erdball als weltpark in den blickpunkt der öffentlichkeit gerückt werden, um zu verhindern, dass er zum spielball von politikern, militärstrategen und erdölkonzernen wird. —870606

SYNDIKUS: Der unabhängigste experte in der organisation ist der syndikus, der spezialisierte verteidiger. Wie im legalen geschält haut er seine mandanten nicht nur hinterher heraus, sondern sagt ihnen vorher, was sie zu tun und zu lassen haben, damit sie später vor gericht gut abschneiden. Er versteht es, die lücken eines rechtsstaats für die organisierten zwecke seiner mandanten auszubeuten. Selbst aus dem besten gesetz gegen die organisation quetscht er noch einen vorteil für seine mandanten heraus. Der syndikus kann aber einfach auch ein erfahrener minister sein, der den kanzler einer regierung berät. —890101

FALLGUY: Der fallguy wird in der organisation in allen rängen rekrutiert. Manchmal sind die staatlichen ordnungskräfte hartnäckiger, als es fürs geschäft gut ist. Dann muss ihr jemand zum frass vorgeworfen werden, damit sie ruhe geben. Dieser frass ist der fallguy, der sündenbock. Er ist niemals eine zufallsbesetzung. Er muss staatswidrig involviert sein, damit die polizei sich über ihn freut. Andererseits darf er aber nicht genug wissen, um die drahtzieher und hintermänner der organisation ernstlich zu gefährden. —890101

REIFFLITTER: In unversehrter schönheit leuchtet die traumblaue weite landschaft in ihrer seltenen klarheit und reinheit. Azurblau spannt sich die grossbogige kuppel der weit über die glitzernde unermesslichkeit des Stumpfsinns. Silbern flimmert und flirrt die luft vom reifflitter, den der wind von den waldwipfeln hebt. —40102

LICHTSENSE: Wenn von rückwärts die lichtsense des leuchtturmes über den kurs huscht, hebt sich im blickfeld das meer zu einem berg von beängstigender grösse, der schlagartig wieder zusammenstürzt und ohne einzuhalten in einen jäh erstandenen höllentiefen abgrund zu versinken scheint. —430707

SEKUNDENANGST: Dann stiegen sie kurz vor dem gipfel des berges wieder ins tal hinunter. Auf sie hatte sich mit einem mal die sekundenangst geworfen. Nach ihren letzten erlebnissen schien ihr erfolg oder misslingen nicht mehr von mühsam zusammengeschmiedeten kausalitätsketten abzuhängen, sondern der einäugige zufall entschied, der sie mit raschem wurf im letzten augenblick verband oder für immer in den tiefsten abgrund auseinandergleiten liess. —521212

MUSELMÄNNER: Im lager nannte man jene häftlinge muselmänner, die in ihrer verzweiflung allen lebensmut aufgaben und den physischen belastungen sowie den schikanen der lageraufseher keine psychisch moralischen kräfte entgegenzusetzen hatten. —740101

EIGENERWIRTSCHAFTER: Einige trennten sich von der profitgesellschaft als eigenerwirtschafter und brauten ihr eigen bier. —830922

NACHTKULTUR: Worüber im lager gelacht wurde? Über die dummheit. Da war die geschichte mit der nachtkultur. In den ersten jahren gab es im lager noch eine stillgelegte kiesgrube, die sich mit grundwasser gefüllt hatte. Dort sass man gern in der freizeit, und, wenn es heiss war, sprang auch wohl der eine oder andere hinein. Da es keine badehosen gab, geschah das nackt. Das baden in dem tümpel war weder verboten noch erlaubt. Wer das bedürfnis nach einer erfrischung hatte, fragte auch gar nicht danach. Eines tages aber wurde das verboten. Ein dicker blockwart gab es nach dem zählappell bekannt. Er tat das mit den worten: Dort hinten in der kiesgrube wird nackt gebadet. Ab sofort ist das verboten. Wir werden euch die nachtkultur schon austreiben. Die sauerei gibt es bei uns nicht! —850101. mehr

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