ABLAUF DER AKTION: In der Mitte des Raumes stand ein eigens für diese Aktion von Anatol Herzfeld hergestellter Stahltisch, an dem, in rotem, gelbem und blauem Gewand, Joachim Duckwitz, Ulrich Meister und Johannes Stüttgen saßen, die Handgelenke mit Stahlschellen am Tisch befestigt. Stüttgen "hatte eine Binde um den Kopf geschlungen, die er seit einer Woche als Symbol der Krankheit unserer Zeit trägt."
In einer Ecke saß Anatol an einem "Schaltpult", Blinkzeichen gebend für die am Tisch Sitzenden: Grün für Sprechen, Rot für Schweigen. "Während sie in zunächst wirr erscheinender freier Rede von der Freiheit des einzelnen, von dem neuen Reich des Bewusstseins, von Platon und Sokrates sprachen, stand Beuys in der Ecke und gestikulierte.
In einer schwach beleuchteten Raumecke stand Beuys, der zuvor an der Wand eine zeichnerisch-diagrammatische Markierung vorgenommen hatte, und bewegte Arme und Hände in verschiedenen, dauernd wechselnden Höhen und Positionen asymmetrisch vor dem Körper und dem Kopf, sehr auf sich konzentriert, fast autistisch.
"Starr blickt er in die Umgebung, macht mit dem Körper, den Armen und Händen roboterhaft ungelenke Bewegungen, knetet die Luft oder streckt den Zeigefinger aus." Er hielt die rechte offene Hand, dann die Faust einen Moment vor dem Gesicht, machte zeigende, drückende, quetschende Gesten, aber keine, die pantomimisch-nachahmenden Charakter gehabt hätten: nicht darstellende, sondern autonome Gesten. Es gab rasche und dann verlangsamte Bewegungen, auch kurze Momente des Verharrens.
Durchgängig war ein schneller, rhythmischer Wechsel der Gesten.
"Unermüdlich, zwei Stunden lang, in Schweiß gebadet, spreizte er die Hände auseinander, ballte sie zusammen, beugte den Oberkörper, ging in die Knie." Aller Ausdruck lag bei der Gestik; die Mimik war bis zur Starrheit zurückgenommen.
Unter der Anstrengung und der Angespanntheit wurden die Bewegungen im Verlauf der Aktion teils mechanischer, teils bedrohlicher. Das Ganze vollzog sich schweigend. "Auf dem Revers trug er als Vereinswort Fluxus Zone West, den neuen Namen für die bisherige Deutsche Studentenpartei."

Quelle: Uwe M. Schneede, Joseph Beuys, Die Aktionen, Stuttgart 1994, S. 216 f.

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